Die Wirkungsweisen von Klang Heilung
Wo sich ursprüngliche Methoden und heutige Forschung begegnen
(Von Jeff Strong, Leiter des REI-Instituts)
Rhythmus wird seit tausenden von Jahren benutzt – von den Schamanen der Mongolei bis zu den karibischen Manbos - , um Gesundheit und Wohlbefinden zu erschaffen und zu erhalten. Überall auf dieser Erde ist Rhythmus, meist von Trommeln ausgeführt, Teil des gesellschaftlichen Lebens, nicht zuletzt eben um spirituelle, geistige und körperliche Gesundheit zu kreieren und zu schützen. Die alten, traditionellen Gesellschaften unterscheiden sich in Vielem, doch bei den therapeutisch-rhythmischen Methoden gibt es erstaunlich wenig Unterschiede. Tatsächlich haben sich nur drei Grundansätze entwickelt: Gemeinschaftliches Trommeln, schamanisches Trommeln und Heilung durch Rhythmus.
Beim ersten Ansatz kreieren viele Menschen einen gemeinsamen Rhythmus und genießen es, ein Instrument mit anderen zusammen zu spielen. Die anderen beiden Zugangsweisen erfordern spezielle Techniken, um eine ganz bestimmte Wirkung im Hörer zu erzielen. Rhythmus-Heilen ist ein sehr ursprünglicher, traditioneller Ansatz. Komplexe Rhythmen sollen die inneren Rhythmen des Einzelnen beeinflussen. Dabei wird angenommen, dass "falsche" Rhythmen, die Krankheit verursachen, gleichsam korrigiert werden. Spezifische Rhythmen, richtig ausgeführt, könnten so Emotionen, Schmerz (auf verschiedenen Ebenen), die Funktionen des Nervensystems und der Organe entscheidend beeinflussen. Diese Methode wird seit Jahrtausenden angewandt, um eine Vielzahl von Symptomen zu behandeln, und zwar von indigenen Völkern in Westafrika, Zentralamerika, Nordamerika, Südamerika und in der Karibik.
Äußere Rhythmen beeinflussen die internen Rhythmen
Rhythmus-Heilung basiert auf einem essentiellen Teil unserer biologischen Struktur: Äußere Rhythmen beeinflussen die internen Rhythmen unseres Körpers. Der wissenschaftliche Begriff dafür – Entrainment – bedeutet eigentlich nur die Synchronisation von zwei oder mehr rhythmischen Zyklen, wirkt aber als eine universale Kraft in der gesamten Natur. Viele Methoden nutzen Entrainment, um unsere innerkörperlichen Rhythmen zu beeinflussen: Cranial-Sacral, "sound wave", diverse Schwingungstechnologien. Auch die meiste "Heilmusik" bedient sich äußerer Rhythmen, um zum Beispiel den Herzschlag des Hörers zu verlangsamen.
Schamanisches Trommeln ist wie die Rhythmus-Heilung eine uralte, geradezu universale Methode und Teil einer umfassenden schamanischen Heiltradition. Schamanismus gilt als das älteste Heilsystem – gut 25.000 Jahre alt und überall auf der Erde anzutreffen. Der Ethnologe Prof. Michael Harner schreibt in seinem Buch "Der Weg des Schamanen", dass die schamanischen Methoden "weltweit erstaunlich ähnlich" sind, sogar bei Völkern, deren Kulturen sich in anderer Hinsicht sehr unterscheiden und die über zehntausende von Jahren durch Meere und Kontinente voneinander getrennt waren.
Der gehörte Impuls kann die Gehirnwellen verändern
Beim schamanischen Trommeln wird vor allem ein sich stets wiederholender Rhythmus benutzt, um das Bewusstsein des Hörers zu beeinflussen. Vier Trommelschläge pro Sekunde bringen das Bewusstsein des Hörers in den Thetabereich (4-7 Schläge oder Impulse pro Sekunde, meditativ). Das hängt mit einem weiteren Entrainment-Gesetz bzw. einer Eigenschaft des Gehirns zusammen: Der gehörte Impuls kann die Gehirnwellen verändern. Genauer gesagt: Ein bestimmter Rhythmus kann (je nach abgespieltem Tempo) die entsprechende Frequenz im Gehirn auslösen. Dieses "angetriebene Hören" (auditory driving) ist wiederum Grundlage unzähliger Bewusstseinsverändernder Methoden (binaural beat technology, "brainwave suites" etc.).
Nachdem ich diese beiden Rhythmusmethoden gemeinsam mit einem Shango-Baptsite-Heiler und einem keltischen Shamanen erforschte, erkannte ich das ungeheure Potential für unser westliches Gesundheitssystem. Nach vielen Experimenten fanden wir heraus, dass sich Menschen mit akuten Angstproblemen innerhalb von Minuten beruhigten, wenn wir die Geschwindigkeit des Rhythmus erhöhten und ihn möglichst komplex anlegten. Das betraf auch allgemein ungewöhnliches (als psychisch krank eingestuftes) Verhalten wie Fälle von Autismus, Schizophrenie oder ADD (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Diese sich über Jahre hinziehende Experimente mündeten schließlich in die Methode der Rhythmic Entrainment Intervention (REI). Sie unterscheidet sich in zwei Aspekten von anderen traditionellen rhythmischen Ansätzen. Zum einen ist sie nicht auf den Theta-Frequenzbereich fokussiert, sondern stimuliert vor allem den Alpha-Bereich, der für das Wachbewusstsein zuständig ist. Der 2. wichtige Unterschied: All unsere Rhythmen sollen das Gehirn auf positive Weise stimulieren.
Sich ständig ändernder Rhythmus
Die besonderen Rhythmen sind in zweierlei Hinsicht wichtig: Um den Alpha-Zustand im Hörer zu induzieren darf der Rhythmus nicht voraushörbar sein, andernfalls gewöhnt sich das Nervensystem an den Rhythmus und lässt sich nicht in der gewünschten Weise synchronisieren. (Beim Theta-Zustand verhält es sich anders, weshalb hier die traditionellen Methoden mit ihren einfachen Rhythmen funktionieren). Also muss man den Rhythmus entweder ständig ändern oder Rhythmen verwenden, die schwer oder gar nicht zu entschlüsseln sind. Selbst die besten Musiker können kaum einen Rhythmus von 21 Schlägen mit 8 Beats pro Sekunde zählen. Einen weiteren Grund für solche speziellen, komplexen Rhythmen lieferte uns eine Untersuchung, die zeigte, dass unterschiedliche rhythmische Strukturen auf unterschiedliche Symptome wirken. Zum Beispiel reduziert ein 21/16 Rhythmus das selbststimulierende Verhalten von Autisten.
Mit der Entwicklung von REI formierte sich auch das REI Institut. Ziel des Instituts ist die Erforschung von Rhythmen und ihre Einwirkung auf das menschliche Nervensystem. Unsere erste Untersuchung wurde 1994 in einer öffentlichen Schule bei St. Paul in Minnesota durchgeführt. 16 Grundschüler, die unter autistischen Symptomen litten, hörten 20 Minuten eine Aufnahme mit REI-Rhythmen. (Jede Aufnahme war auf jedes einzelne Kind zugeschnitten aufgrund vorangegangener Beobachtungen, wie es auf unterschiedliche Rhythmen reagierte.) Jedes Kind lauschte seiner Aufnahme je nach Tagesplan und jedes wurde nach zwei Kriterien eingestuft: sofortige beruhigende Wirkung und langfristige Verhaltensänderung. 14 von 16 Kindern zeigten meist innerhalb weniger Minuten eine deutliche Beruhigung. Das positive Ergebnis trat unabhängig davon ein, ob die Kinder die Musik mochten oder nicht – allerdings: die meisten mochten sie. Kinder, die ihre Aufnahme wenigstens dreimal pro Woche hörten, zeigten im Langzeit-Profil deutliche Verbesserungen in einem breiten Spektrum von Verhaltens- und kognitiven Bereichen. Dazu gehörten Aggression, Angst, selbststimulierende Verhaltensweisen, sprachliche Fähigkeiten (expressiv und rezeptiv), soziale Interaktion und Augenkontakt. Diese Studie führte zu vielen Doppelblind- und Placebo kontrollierten Studien, deren Ergebnisse mit denen der Pilotstudie übereinstimmten. Die Angstreduktion war unmittelbar und allgemein (zu 90% effektiv).
Die Veränderungen über längere Zeit variierten von Person zu Person mit deutlichen Verbesserungen in denselben Bereichen wie in der Originalstudie, wenn auch oft nicht so grundsätzlich. Dass sich die Verbesserungen nicht überall zeigten lag daran, dass in den kontrollierten Studien eine generalisierte Aufnahme von REI Rhythmen verwendet wurde und nicht eine auf den einzelnen Probanden individuell zugeschnittene. Das hatte sich schon in Patientenstudien der vorangegangenen zehn Jahre herausgestellt: CDs mit speziell für den einzelnen ausgewählten Rhythmen sind effektiver als eine einzelne Aufnahme für einen generellen Gebrauch.
Individuell zugeschnittene CDs
Auf der Grundlage dieser Studien bietet das REI Institut sowohl ein individuell zugeschnittenes CD-Programm, REI Program genannt, als auch verschiedene generalisierte CDs. Das REI Program besteht aus 2 CDs mit spezifischen Rhythmen, zugeschnitten auf den individuellen Benutzer auf der Grundlage von umfassenden Einzelgesprächen und Fragebögen. Die von uns kreierten generalisierten CDs beinhalten zwei Grundrichtungen: die Rhythmic Entrainment Intervention Serie und die Rhythms for Health Serie. Erstere basiert direkt auf den kontrollierten Studien mit Menschen, die unter Autismus und Aufmerksamkeitsdefiziten (ADD) leiden. Die CDs enthalten: Rhythms for Learning und Calming Rhythms 2. Rhythms for Learning basiert auf den Ergebnissen unserer ADD Studien und soll die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Calming Rhythms 2 hilft, Angst zu reduzieren.
Die Rhythms for Health Serie soll helfen, generell Stress abzubauen und die Gesundheit auf energetischer Ebene zu gewährleisten. Sie enthält 2 CDs: Calm Your Mind (den Geist/Verstand beruhigen) und Revitalize Your Body (den Körper neu beleben). Calm Your Mind benutzt einerseits den Ansatz von Calming Rhythms 2 und andererseits den traditionellen Ansatz des schamanischen Trommelns mit seiner bewusstseinserweiternden Wirkung.
Der erste Track dieser CD benutzt Rhythmen aus dem Alpha-Bereich, um im Hörer einen entspannt-wachen Zustand entstehen zu lassen. Der 2. Track bezieht seine Rhythmen auf die Alpha- und Theta-Frequenzen, damit der Hörer seine Aufmerksamkeit vom einen zum anderen Bereich wechseln lassen kann. Das erhöht oft die Konzentrationsfähigkeit. Das dritte und letzte Stück dieser CD soll die Meditation und Problemlösung fördern. Es verwendet Rhythmen aus dem mittleren Theta- und dem oberen Delta-Bereich, um einen tiefen Entspannungszustand auszulösen.
Rhythmen und Meridiane
Revitalize Your Body hat eine ganz anders ausgerichtete Studie zur Grundlage, nämlich wie musikalische Rhythmen auf die Meridiane in der chinesischen Akupunktur einwirken. Diese CD soll die entsprechenden Energiezentren anregen und ausbalancieren.
Abgesehen von kleinen Abänderungen, die in der Ausrichtung auf unsere heutige, sich schnell verändernde Welt nötig sind, haben sich die traditionellen Rhythmus-Methoden im Rahmen moderner Forschung gut bewährt und liefern weiterhin wichtige Impulse für die Entwicklung neuer CDs und neuer Ansätze. Angesichts all der heutigen ‚high-tech’ Gesundheitsmaßnahmen ist es vielleicht gut zu wissen, dass auch die alten ‚low-tech’ Ansätze immer noch ihren berechtigten Platz haben und durchaus hilfreich sind.
(Übersetzung Christian Salvesen)