Zen-Golf
Das mentale Spiel meistern
(Joseph Parent)
ZUM BUCH:
Kein Spiel verfährt mit seinen Spielern so unnachgiebig wie Golf. Und keine Sportart ist stärker von der geistigen Einstellung abhängig. Ein Sekundenbruchteil mangelnder Aufmerksamkeit und der Schlag verfehlt das Green. Daher ist Golf auch wie kein anderes Spiel Sinnbild für das Leben selbst...
ZUM AUTOR:
Joseph Parent unterrichtet Golf und besitzt die PGA-Qualifikation. Er hat sein Psychologiestudium mit dem Doktor abgeschlossen und lehrte als Schüler von Chögyam Trungpa 25 Jahre lang buddhistische Philosophie und Meditation. Heute unterrichtet Joseph Parent Golfprofis und solche, die es werden wollen, nach dem von ihm entwickelten Trainingsprogramm.
AUSSCHNITTE AUS DEM BUCH:
(ab Seite 30, 2. Abschnitt);
Letztlich besitzt unser Geist das Potential, so gross wie das Universum zu sein. Je offener unser Geist ist, desto grösser ist er. Je mehr er von Sorgen und kleinen Bedenken geplagt wird, desto kleiner ist er. Mit einem Tunnelblick kann man sich sehr auf eine Sache konzentrieren, aber wenn Sie einen entscheidenden Faktor bei Ihrer Planung übersehen, wird Ihr Schlag zu einem Fiasko...Wutanfälle führen zu einem sehr kleinen Geist und ziehen schlechte Entscheidungen nach sich. Wenn Sie sich Sorgen machen, dass Ihnen ein Putt von 1,20 Meter missglücken könnte, hat das zur Folge, dass Ihr Geist etwas so gross ist wie ein Fingerhut. Ihr bestes Golf spielen Sie mit einem grossen Geist. Treten Sie bei allem, was Ihnen begegnet, mit dem umgebenden Raum in Verbindung, und nehmen Sie das Geschehen in einem so grossen Zusammenhang wie möglich wahr. Schauen Sie sich die Lage der Dinge an und beginnen Sie, Ihren Putt "zu lesen", wenn Sie noch 50 Meter vom Grün entfernt sind. Machen Sie sich die grosse Sicht zu Eigen.
Wenn wir zu sehr auf den Ball fixiert sind, bevor wir schwingen, verlieren wir die Übersicht über den Raum, in den wir den Ball schlagen. Ein kleiner Geist hindert Sie daran, einen freien Schwung auszuführen, der bis zum Ziel durchgeht. Schauen Sie dem Ball nach einem guten Abschlag ohne grossen Kommentar hinterher, und würdigen Sie einfach das ganze Bild. Nehmen Sie zur Kenntnis, wie offen und umfassend, wie gross sich Ihr Geist anfühlt. Verbinden Sie sich mit dieser Erfahrung, und rufen Sie sie vor dem nächsten Schlag wach. Es wird Sie überraschen, wie viel mehr Sie sehen und fühlen. (...)
(Seite 32);
(...) Je mehr Sie sich auf das Loch konzentrieren, desto kleiner ist Ihr Geist und desto beschränkter Ihre Welt. Wenn das Loch "am Rand der Welt" läge, wüden Sie sorgfältig darauf achten, nicht über es hinauszugehen, um nicht herunterzufallen.
Wenn wir uns so stark auf das Loch konzentrieren, dass es in unserem Geist nicht mehr dahinter gibt, wird es zum Rand unserer Welt. Wir wollen unseren Ball nicht über den Rand schlagen, und daher versuchen wir unterbewusst, ihn einfach nur bis ans Loch zu bringen. (...) Wenn Sie sich also zum Putten bereitmachen, schliessen Sie in Ihr Blickfeld einen grösseren Ausschnitt des Grüns ein, und nehmen Sie die Entfernung zum Loch innerhalb dieses grösseren Raums wahr.
Grösserer Raum, grösserer Geist. Grösserer Geist, besseres Ergebnis.
(Seite 33);
Ein junger Mann hatte alle Bücher über Zen gelesen, die er finden konnte. Er hörte von einem grossen Zen-Meister und bat ihn um ein Gespräch, um sich von ihm unterweisen zu lassen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, begann der junge Mann dem Meister all das vorzutragen, was er aufgrund seiner Lektüre verstanden hatte und sagte, beim Zen gehe es um diese und jenes, und so redete er immer weiter. Nach geraumer Zeit schlug ihm der Meister vor, Tee zu trinken. Er führte die traditionelle Teezeremonie durch, während der Schüler sie aufmerksam verfolgte und sich stumm verneigte, als er bedient wurde. Der Meister begann, Tee in den Becher seines Schülers zu giessen. Er goss Tee hinein, bis der Becher voll war und goss immernoch weiter. Der Tee floss über den Rand des Bechers auf den Tisch. Der Meister goss weiter, während der Tee vom Tisch hinunter auf den Fussboden lief. Schliesslich konnte der Schüler nicht länger an sich halten. Er rief: Stopp! Hören Sie auf zu giessen! Der Becher ist voll - es passt nicht mehr hinein."
Da hielt der Meister inne und erwiderte: "Genau wie dieser Becher ist Ihr Geist angefüllt von Ihren Ansichten und Vorurteilen. Wie können Sie etwas lernen, solange Sie Ihren Becher nicht leer machen?"
(ab Seite 129);
(...)Vertrauen ist eine der wichtigsten Eigenschaften beim Golfspielen. Mit Vertrauen haben Sie den Eindruck, als wären Sie und Ihr Golfschläger Partner, die harmonische miteinander tanzen. Ohne Vertrauen scheint es Ihnen, als wären Sie und Ihr Golfschläger Gegner beim Tauziehen.
Golfspieler haben oft eine falsche Vorstellung von Vertrauen. Sie glauben, ihrem Schwung vertrauen heisse, dass er vollkommen verlässlich sein sollte. Wir sind Menschen, keine Roboter, und so lässt sich unser Schwung nciht exakt wiederholen. Worauf wir vertrauen können, ist, dass er unserer Unterschrift gleicht: Er folgt einem vernünftigen und erkennbaren Muster, solange wir uns nicht einmischen.(...)